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Frage: „Wie sagen wir unseren Eltern, dass wir keine Kinder haben möchten?“

Zwölf Tipps für das große Gespräch

Träumen Ihre Eltern davon, ein Enkelkind in den Armen zu halten und ignorieren Ihre Persönlichkeit und Ihre Wünsche völlig? Es wird nicht leicht sein, diese Träume platzen zu lassen, aber vielleicht beschließen Sie, es Ihren Eltern zu sagen, weil Geheimnisse dazu führen können, dass jedes Gespräch unangenehm wird.

Wenn Sie davon ausgehen, dass das Gespräch schwierig wird, machen Sie ein Brainstorming mit Ihrem Partner, Geschwistern oder Freunden, den Sie vertrauen, oder mit Ihrem Therapeuten oder Coach. Sprechen Sie natürlich nicht mit Geschwistern, die nichts für sich behalten können!

Auch wenn die Reaktion Ihrer Eltern negativ sein könnte, geben Sie die Hoffnung nicht auf! Vielleicht unterstützen sie Sie, sobald Sie Ihre Überlegung verstanden haben und sich an die Vorstellung gewöhnt haben. Bedenken Sie, dass Sie selbst eine Weile gebraucht haben, bevor Sie beschlossen haben, kinderfrei zu bleiben. Auch sie brauchen vielleicht Zeit, um das Ganze zu verdauen.  Vielleicht wünschen sie sich, dass Sie nicht das verpassen, was sie als eine der größten Freuden des Lebens betrachten. Wenn sie Ihnen zuhören, verstehen sie vielleicht, dass das Elternsein für Sie keine Freude wäre. Und wenn sie sehen, dass Sie in Ihrem Leben ohne Kinder glücklich und produktiv sind, werden sie Ihre Wahl bestimmt akzeptieren.

Nehmen Sie sich die Freiheit, sich das herauszupicken, was angesichts Ihrer eigenen Persönlichkeit und Kommunikationsstile und der Ihrer Eltern sinnvoll erscheint. Denken Sie darüber nach, ob Sie es ihnen allein oder gemeinsam mit Ihrem Partner sagen möchten. Auch wenn Sie Ihren Partner eventuell in spätere Gespräche einbeziehen möchten, könnte die erste Unterhaltung besser ohne ihn verlaufen – besonders, wenn Sie sich Ihrem Partner zuliebe für das kinderfreie Leben entschieden haben.

1. Setzen Sie sich ein Ziel.

Haben Sie eine ziemlich gute Beziehung zu Ihren Eltern? Falls ja, werden Sie wahrscheinlich davon profitieren, wenn Sie es ihnen sagen. Dies erspart Ihnen einen Haufen Fragen – oder, wenn sie keine Fragen stellen, dann sorgt es für reine Luft. Sie halten Sie auf dem Laufenden über das, was Ihnen wichtig ist. Dies führt wahrscheinlich zu einer guten Kommunikation.

Wenn Sie keine gute Beziehung zu ihnen haben, möchten Sie vielleicht auf Distanz bleiben. Es könnte einfacher sein, ihnen nichts zu sagen, wenn sie nicht nachfragen. Wenn Sie glauben, dass sie böse auf Sie sein werden, dass sie versuchen werden, Sie bloßzustellen oder Sie irgendwie anders zu kränken oder wenn Sie nicht glauben, dass sie Respekt und Mitgefühl in dem Gespräch zeigen würden, dann behalten Sie die Sache vielleicht besser für sich. Wenn sie Fragen stellen, können Sie weiterhin sagen: „Wir haben uns noch nicht entschieden“ oder „vielleicht später“. Wenn Sie älter werden, hören sie vielleicht auf. Aber wenn Sie die Fragen nerven und Sie eine einigermaßen herzliche Beziehung zu ihnen haben möchten, dann sollten Sie es ihnen vielleicht sagen.

2. Denken Sie über das Timing nach.

Sorgen Sie dafür, dass es der richtige Moment für Sie und für Ihre Eltern ist. Sind Sie sich Ihrer Entscheidung sicher genug? Was ist mit Ihrem Partner (falls Sie einen haben)? Haben Sie genug Selbstsicherheit, um mit der Reaktion Ihrer Eltern umzugehen? Wenn Sie die Entscheidung erst vor kurzem getroffen haben, sollten Sie vielleicht etwas warten. Wenn das kinderfreie Leben die Idee Ihres Partners war, brauchen Sie vielleicht auch mehr Zeit.

Ist es der richtige Moment für Ihre Eltern? Befinden sie sich gerade in einer Krise, womöglich wegen schlechten Nachrichten vom Arzt oder aufgrund anderer Probleme? In diesem Fall warten Sie besser, bis wieder etwas Ruhe eingekehrt ist.

3. Versuchen Sie, das Gespräch auf die Gegenwart zu richten, auf der Ebene von Erwachsenen zu sprechen und Ihren Respekt und Ihre Sorge für sie zum Ausdruck zu bringen.

Versuchen Sie, sich dabei zu ertappen und zu stoppen, wenn Sie und Ihre Eltern in alte Eltern-Kind-Rollen zurückfallen, die Sie glaubten, hinter sich gelassen zu haben. Es könnte hilfreich sein, vorher mit Ihrem Partner, Ihrem Bruder, Ihrer Schwester oder einem Therapeuten zu üben.

4. Fühlen Sie mit Ihren Eltern mit, wenn sie enttäuscht, verletzt oder verärgert sind.

Vielleicht versuchen sie, Sie umzustimmen oder Ihnen Schuldgefühle einzureden. Möglicherweise werden Sie alle wütend. Doch Sie können sich gegenseitig Trost spenden, verständnisvoll sein und ein echtes Gespräch suchen. Lassen Sie sie trauern. Sie nehmen Ihnen das, was sie als ihr „Recht“ auf Enkelkinder angesehen haben. Gewähren Sie ihnen das Recht auf ihre Reaktionen. Sagen Sie ihnen: „Ich verstehe, dass ihr euch so fühlt.“ „Es tut mir leid, dass ich euch enttäusche.“ Auch wenn es unangenehm sein wird: Lassen Sie sie über ihre Trauer, über ihre Vorstellung von Ihnen als Mutter oder Vater reden. Es ist schwer, das zu hören, aber wenn Sie ihnen zuhören, ist es wahrscheinlicher, dass auch Ihre Eltern das Gleiche tun.

5. Bringen Sie ihnen etwas über die kinderfreie Wahl bei!

Es ist verständlich, dass es ihnen an Kenntnissen mangelt. Die allgemeine Öffentlichkeit fängt erst jetzt an, etwas über diese Wahl zu erfahren, weil mehr Menschen darüber sprechen, Bücher schreiben, forschen, als Vorbilder dienen oder sich der Sache verschreiben. Bitten Sie sie, zu versuchen, Ihre Entscheidung zu akzeptieren. Erzählen Sie ihnen, warum Sie sie getroffen haben. Beschreiben Sie, was Sie an diesem Plan reizt und wie Ihre positive Vorstellung von einem bedeutungsvollen Leben aussieht. Die Wahrscheinlichkeit, dass Ihre Eltern versuchen, Sie umzustimmen, wenn sie wissen, wie viel Energie Sie in diese Entscheidung gesteckt haben, ist deutlich geringer.

6. Suchen Sie sich einige Passagen aus Der Kinderentscheidung oder anderen Büchern über die kinderfreie Entscheidung heraus.

Teilen Sie ihnen mit, was Sie aus dem Internet oder im Gespräch mit anderen kinderfreien Paaren erfahren haben. Wenn Sie Vorbilder haben, dann erzählen Sie ihnen davon.

7. Helfen Sie ihnen dabei, sich um jemand anderen zu kümmern.

Wenn sie bereits andere Enkelkinder haben, oder wenn Sie Geschwister haben, die vielleicht irgendwann Kinder haben, erinnern Sie sie daran. Versuchen Sie, andere Wege zu finden, damit sie sich um Kinder kümmern können. Aber bringen Sie das nicht gleich zur Sprache. Wenn Sie meinen, dass ihre Eltern dafür empfänglich sind, dann empfehlen Sie ihnen in der Zukunft sanft und taktvoll, dass sie über folgende Möglichkeiten nachdenken sollten:

  • Ersatz-Großeltern für eine Familie zu werden, deren „echte“ Großeltern gestorben sind oder weit weg wohnen.
  • Besondere Freunde von Kindern oder Enkelkindern ihrer Freunde und Nachbarn zu werden.
  • Ehrenamtlich in einer Kita oder einem Mentorprogramm tätig zu werden.
  • Mehr Zeit mit schon vorhandenen Enkelkindern zu verbringen, auch wenn das bedeutet, in eine andere Stadt zu reisen.

8. Helfen Sie ihnen dabei, ihre Schuldgefühle loszuwerden!

Vielleicht fühlen sich Ihre Eltern irgendwie schuldig. Vielleicht machen sie sich Sorgen, dass Sie diese Wahl getroffen haben, weil sie schlechte Eltern waren oder Ihnen das Familienleben vermiest haben. Oder sie könnten glauben, dass Sie sie und alles, wofür sie stehen, ablehen. Um dem entgegenzuwirken, erklären Sie ihnen, welche positiven Gründe für das kinderfreie Leben Sie haben. Sagen Sie ihnen, dass es keinen Grund gibt, sich schuldig zu fühlen. Natürlich haben sie Fehler gemacht – wer tut das nicht? Aber sorgen Sie dafür, dass sie erkennen, dass Sie die Entscheidung getroffen haben, weil sie die richtige für sie ist, und nicht als Reaktion ihnen gegenüber, falls dies zutrifft.

9. Lassen Sie ihre Eltern stolz auf Ihre Generativität sein!

Zwar haben sie keine Enkelkinder, aber dafür können sie sich an Ihren Erfolgen erfreuen, sie mit Ihnen teilen und Sie dafür loben. Wenn ihre Werte, ihr Mut, ihr Beispiel Sie dazu geführt haben, bestimmte Verpflichtungen einzugehen, dann unterstreichen Sie es, damit Ihre Eltern sich besser mit Ihrer Wahl identifizieren können.

10. Machen Sie sich klar, dass die Beziehung zwischen Ihren Eltern und Ihrem Partner sich verändern könnte.

Wenn Ihre Eltern (mehr oder weniger) überzeugt sind, dass Ihr Partner sich stärker dem kinderfreien Leben verschrieben hat als Sie, könnten sie ihm das übel nehmen und sagen: „Hätte mein Kind doch bloß jemanden geheiratet, der traditioneller ist. Dieser schreckliche Schwiegersohn (oder diese schreckliche Schwiegertochter) hat mein Kind auf den falschen Weg gebracht.“ Reagieren Sie darauf, indem Sie Ihre aktive Teilnahme an der Entscheidung beschreiben und ihnen die Chance geben, ihre Gefühle zu äußern. Dies könnte die Wogen glätten.

11. Sagen Sie ihnen, dass Sie sie mehr denn je schätzen – wenn es stimmt.

Ganz gleich, ob Ihre Beziehung zu Ihren Eltern wunderbar oder nur mittelmäßig ist: Nachdem Sie Ihre Entscheidung getroffen haben, könnten sie an Bedeutung für Sie gewinnen. Mehr denn je könnten Ihre bereits bestehenden familiären Bindungen Ihrem Leben Freude schenken.

12. Begehen Sie nicht den Fehler, zu glauben, dass Sie mit Ihren Eltern geredet haben, wenn Sie nur mit einem von beiden gesprochen haben!

Sie könnten sich dafür entscheiden, zuerst mit dem Elternteil zu sprechen, von dem Sie mehr Unterstützung erwarten. Sprechen Sie dann jedoch selbst mit dem anderen Elternteil nach dem ersten Gespräch! Diese zweite Unterhaltung bringt Ihren Respekt zum Ausdruck und gibt dem Elternteil die Möglichkeit, Ihnen zu antworten und Sie vielleicht sogar zu unterstützten. Dies beugt auch Missverständnissen oder Ungenauigkeiten vor.

Viel Glück!

Weitere Anregungen für den Umgang mit dem Druck der Eltern finden Sie im Kapitel „Rein und raus aus dem Dampfkochtopf“ in Die Kinderentscheidung.

Dieser Post ist ein angepasster Auszug von Der Kinderentscheidung von Merle Bombardieri, Master in Sozialarbeit, LICSW Copyright 1981, Copyright 2016

Eine Einladung:

Bitte besuchen Sie uns im The Decision Café, meiner neuen privaten Facebook-Gruppe, und bringen Sie Ihre Stimme in die Diskussion ein. Ich kann es kaum erwarten, dich dort zu sehen!

 

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